Wie geht Cane-Fu?
Durch die Länge eines Gehstockes oder eines Stockschirmes können wir mit diesen auf große Reichweite schlagen, mit ihren Spitzen stechen oder mit ihrem Schaft quer stoßen.
Wir könnten auch hebeln oder würgen, aber dies verlangt Fähigkeiten und Kraft, die uns je nach Alter eventuell nicht mehr zu Gebote stehen, und insbesondere verlangt es langjährige Übung, wozu nicht jede/r die Zeit hat.
Deshalb üben wir in erster Linie
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den Schlag
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den Stich
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den Stoß
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und letztlich den Block zur Abwehr.
Warum üben wir Cane-Fu?
Aggressives Verhalten kann uns täglich begegnen. Aber nicht immer gelingt es, der heiklen Situation aus dem Weg zu gehen. Dann wird uns selbstsicheres Auftreten davor bewahren, von vornherein die Opferrolle zu übernehmen. Und ein Baustein der Selbstsicherheit kann der wehrhafte Umgang mit dem mitgeführten Schirm oder Stock sein.
Jung oder alt, Schirm oder Stock?
Manche jüngere Menschen mögen sich vielleicht eher vom Kampfsport, mit Wettkampf, Siegen und Pokalen angezogen fühlen. Cane-Fu ist zwar ebenfalls Bewegung und Training, aber kein Sport. Denn es gibt hier keinen Wettkampf untereinander, keine Trophäen und kein einschränkendes Reglement. Kriterien sind beim Üben die Rücksicht und der Respekt dem Partner oder der Partnerin gegenüber, im Falle einer Selbstverteidigung aber ist alles erlaubt, was das Notwehrrecht zulässt. Die Entscheidung, ob wir uns mehr dem Schirm oder dem Stock zuwenden, mag mit der Altersstufe zusammenhängen, aber wer das eine geübt hat, wird jeweils auch das andere einsetzen können.
Auch für SeniorInnen !
Ich, Jan Fitzner, gehöre selbst zu den Senioren. Mit unserer nachlassenden Kraft, unserer geringeren Schnelligkeit und unserer verminderten Elastizität können wir nicht mehr alles anwenden, was in den Kampfkünsten gelehrt wird.Ich habe deshalb amerikanische Cane-Fu-Ideen, Elemente aus der europäischen Fechttradition und Stocktechniken anderer Länder überarbeitet und ausgewählt, sodass wir jetzt Selbstverteidigung mit Schirm und Stock ohne Kampfsportakrobatik üben können.
Notwehr
Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass Cane-Fu auch gefährlich ist.Durch umsichtiges Verhalten und freundschaftliches Miteinander haben wir in unseren Kursen bisher noch keinerlei Verletzungen zu beklagen gehabt.Wird aber ein Holz- oder Metallstock, ebenso wie ein ähnlich gebauter Regenschirm, im Verteidigungsfall zur Notwehr gegen einen Angreifer eingesetzt, können ernsthafte Verletzungen hervorgerufen werden.Auch wenn Stock und Schirm absolut legal mitführbare Gegenstände sind, so ist doch das Notwehrrecht stets zu berücksichtigen.Dies wird in den Kursen auch jeweils besprochen und diskutiert.
Was brauchen wir noch?
Nennen wir es Vorsorge:
Muss ich heute Nacht durch den Stadtpark gehen oder kann ich einen anderen Weg wählen? Ich darf mir durchaus erlauben, bei einem unguten Bauchgefühl die Straßenseite zu wechseln.
Nennen wir es Wachsein:
Träume ich auf dem Heimweg, oder ist mir bewusst, dass ich mich in der U-Bahn soeben neben eine Gruppe Betrunkener gesetzt habe? Höre ich Musik mit meinen Ohrhörern, oder bekomme ich mit, was um mich herum vorgeht?
Und Selbstkontrolle:
Lasse ich mich provozieren oder kann ich ruhig, sachlich, freundlich bleiben? Lohnt es sich, auf jede Beleidigung zu reagieren?
Besonders aber Selbstbewusstsein:
Bin ich ein erkennbar leichtes Opfer, oder wird deutlich, dass es aufwändig wird, mich zu überfallen?
Wie üben wir Cane-Fu?
Wir üben die Bewegungen in der Gruppe und stellen uns den Gegner dabei vor.
Bei Partnerübungen deuten wir Schläge, Stiche, Stöße mit Vorsicht an.Wenn wir dann heftiges Zuschlagen üben oder mit Kraft zustechen oder derb stoßen, dann sind die Ziele leblose andere Stöcke oder Polster.
...und wie üben wir nicht?
Wir treten nicht in Wettstreit miteinander.Wir tragen keine Kämpfe aus.Wir nehmen keine blauen Flecken mit heim.Es sind keinerlei Vorkenntnisse nötig, je nach Zusammensetzung der Gruppe fangen wir bei "Null" an.Und bei den Programmen, die für SeniorInnen gedacht sind, versteht es sich von selbst, dass keine größere Fitness oder Gelenkigkeit vorausgesetzt werden kann. (Allerdings, um einem Missverständnis vorzubeugen: Der Schirm und der Stock, sie zaubern nicht, ein bisschen Standfestigkeit und Beweglichkeit brauchen wir schon. Aber wir benutzen sehr kurze Bewegungsabläufe, sodass diese weder lange Ausdauer, noch Kondition verlangen.)
Ist Cane-Fu das Beste?
Nein, jede Selbstverteidigungstechnik hat ihren Wert. Je mehr wir können, desto besser. Habe ich aber einen Stock oder einen Regenschirm dabei, so ist es nur naheliegend, mir zu überlegen, wie ich diese im absoluten Notfall zu meinem Schutz einsetzen kann.